Social Media und das Engagement von rechts

Die Anhänger_innen der AfD und Donald Trump haben vermutlich vieles gemeinsam. Sie könnten sich wohl mit gegenseitiger Zustimmung über Migration beziehungsweise über deren Verhinderung austauschen. Auch in Fragen des Nationalstolzes würden sie, sehr wohl erst einmal für das eigene Land, ins Schwärmen geraten, um dann wieder auf einen Nenner zu kommen, wenn es um die Frage geht, wer ihren Stolz gefährdet.

Blicke ich auf die bisherige Amtszeit von Donald Trump und auf die vergangene Bundestagswahl und die Reaktionen bei Twitter und Co. fällt mir eines auf: der ähnliche Umgang mit den sozialen Medien.

Trump, der die US-amerikanische Presselandschaft flächendeckend in Verdacht hat, „Fake News“ zu verbreiten, greift seit Beginn seiner Präsidentschaft bevorzugt zur Kurznachricht via Twitter. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Gatekeeping von Redakteur_innen, um die Relevanz für die Leserschaft einzuschätzen. Kein/e Rechercheur_in, der/die die Fakten prüft. Kein/e Publizist_in, kein Medium, das aufgrund des Auftrags der Meinungsbildung sein Werk kritisiert.  

Doch was ich bei Twitter von der potentiellen Wählerschaft der AfD lesen musste, hat mich erstaunt. Etwas naiv dachte ich, es entspräche nicht der „Netiquette“, Sympathien für die AfD in den sozialen Netzwerken zu bekunden. Das Gegenteil ist der Fall. Unter dem Hashtag #btw17 (Bundestagswahl 2017) rangieren unter den Top-Beiträgen zig Tweets und Facebook-Beiträge, deren brauner Inhalt kein Zitat wert ist. Meine Vermutung wird durch eine Analyse des fög (Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich) bestätigt, wonach die AfD pro Post am meisten Engagement auslöst. Leider konnte ich den Studienergebnissen nicht entnehmen, ob es sich beim Engagement ausschließlich um positive Unterstützung oder auch um negative Reaktionen handelte. Beides führt in den sozialen Medien jedoch zum selben Ergebnis: Aufmerksamkeit.

Nun leben wir in einer Demokratie, in deren Grundgesetz der Artikel 5 besagt: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Umso wichtiger ist aus meiner Sicht ein differenzierter Umgang mit sozialen Medien. Es stellt sich mir die Frage: Wie kann Soziale Arbeit zur politischen Teilhabe und Partizipation im Netz beitragen? Wie kann es gelingen, Adressat_innen zum kritischen Medienkonsum und zu einer eigenständigen Meinungsbildung zu befähigen?

Die Jahrestagung der DGSA im nächsten Jahr in Hamburg trägt den Titel „Demokratie und Soziale Arbeit – Teilhabe, Solidarität und bürgerschaftliche Identifikation in einer pluralen Gesellschaft“. Panels und Einzelbeiträge können bis zum 03.10.2017 eingereicht werden. Ich hoffe, auf meine vorangegangenen Fragen im Laufe der Tagung eine Antwort zu erhalten.

Gleichzeitig möchte ich junge Wissenschaftler_innen, die erstmals im Rahmen einer Pre-Conference im Vorfeld der Jahrestagung am 26. und 27.04.2018 die Chance erhalten, ihre Themen auf Postern zu platzieren, dazu animieren, das Arbeitsfeld der Medienpädagogik im digitalen Zeitalter zu bedenken und Konzepte zur politischen Meinungsbildung im Netz vorzustellen.

Weitere Informationen zur Pre-Conference seitens der DGSA folgen in Kürze. Bitte beachten Sie hierzu die Webseite sowie die Auftritte bei Facebook und Twitter.

 

Michelle Mittmann

Social-Media-Beauftragte der DGSA