Am 6.3.2017 hat das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration den von ihr geförderten Einrichtungen der Sozialen Arbeit im Bereich der Asylsozialarbeit ein Schreiben gesendet, in dem diese aufgefordert werden, Flüchtlinge bei den Beratungen nicht auf Möglichkeiten hinzuweisen, wie sie sich gegen mögliche Abschiebungen juristisch zur Wehr setzen können. Diese Aufforderung war zwar begründet mit dem Verweis auf das Gesetz über außergerichtliche Rechtsdienstleistungen, enthielt aber die unverhohlene Drohung, dass die Einrichtungen der Asylsozialberatung die finanzielle Förderung verlieren, wenn sie weiterhin in dieser Art und Weise beraten würden. Ausführlich werden in dem Schreiben die Fördergrundsätze (https://www.verkuendung-bayern.de/files/allmbl/2016/05/allmbl-2016-05.pdf, ab S. 1495) zitiert, in denen massiv darauf hingewiesen wird, dass die Asylsozialberatung auf eine Rückkehr der Flüchtlinge in die Herkunftsländer drängen soll.
Das aktuelle Weltgeschehen stimmt mich traurig
und missmutig. Wenn ich Radio höre oder die Tagesschau sehe, wahrnehme, wie
überall auf der Welt Menschenrechte missachtet werden, die Ungerechtigkeit
regiert, fühle ich mich aufgefordert und hilflos zugleich. Mir scheint es, als
stecke ich fest in einer Art Absurdität, wie sie Albert Camus in „Der Mythos des Sisyphos“ von 1942 beschreibt.
Sozialarbeitende leisten im Kontext von Migration und Flucht sehr viel
und sehr wertvolle Arbeit. Sie können aber auch – wie in allen anderen Feldern
– paternalistisch und rassistisch handeln und tragen damit (nicht intendiert)
zur Infantilisierung der Adressat_innen und/oder zur Verletzung ihrer
Menschenrechte bei. Gerade im Kontext Sozialer Arbeit mit Geflüchteten - wo
sehr wenig effektive Schutzmechanismen für Adressat_innen fest verankert sind -
entsteht der Eindruck, dass dies eine Erfahrung ist, die häufig gemacht wird.
Um in einer Mediengesellschaft auch mit Inhalten wahrgenommen zu werden, die über die eigene Zielgruppe der Profession und Disziplin Sozialer Arbeit hinaus auch für eine breitere Bevölkerungsgruppe relevant sind, brauchen Wissenschaftler_innen eine gesunde Mischung aus medienwirksamem Pragmatismus, der bestimmte Inhalte zu vermitteln hilft, und der nötigen wissenschaftlichen Qualität, damit das vom Publikum Gehörte auch differenziert genug ist und dem aktuellen Stand der Fachdiskussion entspricht.
Die DGSA startet in diesem Sinne mit einem neuen Angebot: In regelmäßigen Abständen schreiben Personen aus dem Umfeld der DGSA in diesem Blog und kommentieren, analysieren, erklären oder beschreiben aktuelle Ereignisse aus der Perspektive der Sozialen Arbeit. Schreiben werden Personen aus dem Vorstand, die Sektions- und FachgruppensprecherInnen und eingeladene GastautorInnen.
Der Blog soll der Sozialen Arbeit helfen, sich in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung zu zeigen und gleichzeitig die ihr wichtigen Inhalte zu transportieren.
Wir freuen uns auf vielseitige Kommentare und Debatten!