Wir sind auf dem
Weg ins Feld, zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Soziale
Arbeit einer Hochschule für angewandte Wissenschaften. Wir wollen
Kooperationspartnerinnen bei der Kreisverwaltung im ländlichen Raum
interviewen. Es geht um die Frage: Wie kann die Öffentlichkeitsarbeit im
Landkreis verbessert werden, um eine Sensibilisierung der Bevölkerung zum Thema
Gewalt in Paarbeziehungen älterer Frauen und Männer (60+) zu erreichen? Dort
angekommen, haben wir noch etwas Zeit bis das Interview beginnt und stehen im
Vorraum vor drei Regalen mit Flyern und Broschüren, von denen wir uns einige
mitnehmen. Erst als wir ein paar Schritte zurücktreten, fällt uns auf: Das
Regal links richtet sich an Frauen. Hier finden sich Informationen zu
Mutterschaft, Elternzeit, Kindern, frauenspezifischen Krankheiten und zu
Hilfeangeboten bei häuslicher und sexueller Gewalt. Das Regal rechts ist überschrieben
mit „Informationen für unsere älteren Mitbürger“. Darunter finden sich Flyer und
Broschüren zu Pflege, Wohnheimen, Freizeitangeboten und weiteren auf Rentner*innen
bezogene Themen und Angebote. Dem Thema Sicherheit und Gewalt ist eine ganze
Reihe gewidmet, aber beide Themen werden in diesem Material, das die Gruppe der
Älteren mit Schrift und Bild explizit anspricht, nur im Kontext von unbekannten
Täter*innen und Delikten wie z.B. Trickbetrug und Diebstahl thematisiert. Das
Regal in der Mitte enthält allgemeine Informationen zum Landkreis.
Für uns ist das
Arrangement dieser Regale wie ein Symbol für das Spannungsfeld, in dem wir uns mit
unserem Forschungsthema bewegen: Alter und Partnergewalt - und dazwischen eine
Lücke.
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