Durch die Covid-19-Pandemie wurden und werden
das ‚Alter‘ und der Umgang mit älteren Menschen gesellschaftlich neu und anders
thematisiert – oder? Eine mittlerweile geläufige Formel lautet in etwa: ‚Corona
ist wie ein Brennglas, das bereits vorhandene soziale Problemlagen sichtbarer
macht bzw. verschärft‘. In Bezug auf die Wahrnehmung des Alters und die
Lebensbedingungen im Alter wurden aber nicht nur soziale Problemlagen
sichtbarer (hier z. B. Einsamkeit und soziale Isolation im Alter, vgl.
u. a. Nakao et al. 2021.; DVSG 2020),
sondern darüber hinaus auch Ambivalenzen und Dilemmata im gesellschaftlichen,
politischen und professionellen Umgang damit. Diese zeig(t)en sich in der
Corona-Pandemie insbesondere im Zusammenhang mit 1) Adressierungen des Alters,
2) Teilhabesituationen älterer Menschen, 3) Beziehungen zwischen den
Generationen und 4) Rahmenbedingungen professioneller Begleitung und Unterstützung
älterer Menschen. Doch welche Rolle spielte hierbei bislang die Soziale Arbeit?
Und welche Rolle könnte Soziale Arbeit in Kontexten des Alter(n)s zukünftig,
auch nach – den weiter andauernden Hochphasen – der Corona-Pandemie spielen?
Im April 2021 gründete sich die DGSA Fachgruppe Sozialökologische Transformation und Klimagerechtigkeit in der Sozialen Arbeit. Soziale Gerechtigkeit spielt in der Sozialen Arbeit seit jeher eine zentrale Rolle, doch wird zunehmend deutlich, dass jegliche Debatten um Gerechtigkeit nicht ohne Rekurs auch auf Klimagerechtigkeit geführt werden können. So sind Menschen, die über weniger Ressourcen verfügen, um sich, ihr soziales und ökologisches Umfeld zu schützen bzw. geschützt zu werden, deutlich vulnerabler hinsichtlich der sozialen und ökologischen Folgen, die durch die Klimakrisen und Umweltzerstörung ausgelöst werden. Die Fachgruppe denkt deshalb politische und aktivistische Arbeit explizit mit, etwa in Kooperation mit Sozialverbänden und Klimagerechtigkeitsgruppen. Zudem möchte sich die Fachgruppe an der Entwicklung von Visionen für menschen- und naturfreundliche, gesellschaftliche Regeneration und Transformation beteiligen.
Die non-professorale Wissenschaft organisiert sich als Fachgruppe in der DGSA.
Der
Sommer 2021 in den Sozialen Medien war für eine Weile durch den Hastag #IchBinHanna
geprägt. Als Reaktion auf ein Video des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung, das das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) erklären
sollte, äußerten sich tausende Wissenschaftler:innen kritisch zu den
Befristungsregelungen und prekären Arbeitsverhältnissen. Die Aktion, von Amrei
Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon initiiert, schaffte es bis zu einer Aktuellen
Stunde im Bundestag und erzeugt weiterhin Resonanz (Mehr Infos zu #IchbinHanna). Auch
Gewerkschaften, Berufsverbände und akademische Fachgesellschaften griffen die
Aktion auf – nachzulesen bspw. auch hier auf dem DGSA-Blog (Link zum
Beitrag von Claudia Steckelberg). Jedoch
ist unklar, wie es mit der Debatte weitergehen wird. Umso klarer ist dafür,
dass sich die non-professoralen Wissenschaftler:innen auch selbst(organisiert)
über ihre Lage verständigen müssen, um für verbesserte Arbeits- und
Qualifizierungsbedingungen an Hochschulen einzutreten. Das Hashtag war dabei
offensichtlich für viele Motivation und Anlass, ihre Lebens- und
Arbeitssituation mit der Community zu teilen und zu skandalisieren. Dabei wurde
durch die Sozialen Medien eine gewisse Erleichterung sichtbar, mit den
Auswirkungen hochschulpolitischer Strukturen und den sich aus diesen ergebenden
Ungewissheiten und Ängsten als sogenannter wissenschaftlicher „Nachwuchs” nicht
allein dazustehen. Allerdings gilt es, die angestoßenen Debatten nun auch in
der Tiefe zu führen und das kann je nach Disziplin anders aussehen.
Vor mittlerweile gut elf Wochen fand die trinationale Tagung der drei
wissenschaftlichen Fachgesellschaften OGSA, SGSA und DGSA mit gleich drei
Premieren statt: Zum ersten Mal länderübergreifend, zum ersten Mal digital und
zum ersten Mal während der Corona-Pandemie. Für mich war es auch eine Premiere,
zumindest in meiner neuen Funktion als Social-Media-Beauftragte der DGSA – 2018 war ich als dokumentierende Fotografin bei der DGSA-Tagung in
Hamburg dabei. 2019 in Stuttgart hinter der Filmkamera bei der Serie „30 Jahre
– 30 Köpfe“.
Ich möchte in diesem Beitrag einen kurzen Rückblick auf die Tagung aus meiner
Perspektive geben und mich gleichzeitig bei den Mitgliedern der DGSA
vorstellen.
Die Praxis Sozialer Arbeit ist seit dem Beginn der Krise massiv betroffen, in unterschiedlichen und noch nicht klar zu benennenden Auswirkungen. Doch gerade jetzt ist ihr politischer Auftrag als Menschenrechtsprofession gefragt; insbesondere auch, da sie an den Adressat*innen / Nutzer*innen nahe dran ist und erfährt welche Probleme und Antworten sich stellen. Diese werden von der Politik oft nicht wahrgenommen oder in ihre Überlegungen eingebunden. Die Profession Soziale Arbeit hat eine klare Verantwortung für diese und muss sowohl theoretisch, praktisch als auch politisch aus dieser Pandemie ihre eigenen Lehren ziehen und sich öffentlich klar und laut positionieren.
Im Folgenden möchte ich die Titel-gebenden Begriffe der Kohäsion und der Spaltung der diesjährigen trinationalen Tagung vor dem Hintergrund der Kommunikation in Social Media diskutieren. Mir ist besonders daran gelegen, die Vorteile von Dissens – insbesondere in Social Media – herauszustreichen, die zu einem vielfältigen Wir führen können.
Für die am 23. und 24. April 2021 anstehende trinationale Tagung der DGSA, OGSA und SGSA wählten die drei Fachgesellschaften den Titel „Europäische Gesellschaft(en) zwischen Kohäsion und Spaltung“. Dabei sei es für die Soziale Arbeit von Bedeutung, „nach ihrem Beitrag zum Herstellen oder auch zum Verhindern sozialer und gesellschaftlicher Kohäsion zu fragen“. Vor dem Hintergrund der Social-Media-Kommunikation interessiert mich besonders der zweite Teil dieser Aufgabe. Und ich interpretiere ihn positiv und entwickle daraus die Frage: Wie gestalten wir Wissenschaftskommunikation, oder allgemeiner: Öffentlichkeitsarbeit, im Netz, die Dissens ausdrücklich erlaubt?
Selbst- und Fremdbilder des Promovierens in der Sozialen Arbeit und ihre Konsequenzen für die Promotionsförderung
Wir schreiben Erfolgsgeschichten – jeden Tag. Wir, das sind die Promovierenden in der Sozialen Arbeit. Wir promovieren in einem Spannungsfeld zwischen Diskussionen um die „wahre Wissenschaft“, hochschulpolitischen Interessen verschiedenster Institutionen und deren Standesdünkel und Statusgerangel sowie der Konkurrenz um knappe Ressourcen. Wir promovieren aufgrund des fehlenden Promotionsrechts an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) meistens in Kompromisslösungen wie Graduiertenkollegs, Formen kooperativer Promotionen und „fremdplatziert“ an universitären Fakultäten mit mehr oder weniger Nähe zur Profession und Disziplin Soziale Arbeit. Trotzdem sollte hier nicht vergessen werden zu erwähnen, dass Soziale Arbeit auch an der ein oder anderen Universität zu finden ist (die wenigen Ausnahmen in der deutschen Hochschullandschaft sind die Standorte Duisburg-Essen, Kassel, Siegen, Cottbus-Senftenberg oder Eichstätt-Ingolstadt). Das lässt den Schluss zu, dass Promotionen in der Sozialen Arbeit unter besonderen Bedingungen stattfinden. Man könnte also sagen, dass Promotionen in der Sozialen Arbeit neben den üblichen Anforderungen an die Forscher*innen in dieser Qualifizierungsphase außerdem einer besonderen Fähigkeit der Selbstorganisation und Orientierungsfähigkeit bedürfen.