Die Tagung „gender_wissen in den Forschungsfeldern der Sozialen Arbeit“ beschäftigte sich mit der Bedeutung von Genderwissen für Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft.
Dabei befasste sie sich auch mit der teilweise fehlenden Bereitschaft der Öffentlichkeit, Genderwissen zur Kenntnis und ernst zu nehmen.
Angesichts aktueller Angriffe auf die Gender Studies, auf gendersensible, queere und feministische Forscher_innen und entsprechende Positionen von Hochschulangehörigen hält sie diese Thematisierung sowie deutliche Positionierungen von Wissenschaftler_innen und Hochschulen für die Akzeptanz von Genderwissen, Genderforschung und gendersensiblem Handeln für nötig.
Zugespitzt wird der Versuch, die Autonomie von Hochschule und die Freiheit wissenschaftlicher Erkenntnisbildung im Diskurs fundamental anzugreifen, in den antidemokratischen Äußerungen in der Debatte um die Fassade der ASH Berlin 2017/18 (vgl. eine Dokumentation der Debatte auf: www.ash-berlin.eu/fassadendebatte).
1. Die Tagungsteilnehmer_innen weisen mit Nachdruck auf die beteiligungsorientierte Entscheidungsfindung über die Gestaltung der Fassade der ASH hin. Sie können nachvollziehen, dass der Akademische Senat der Hochschule zu der Auffassung gelangt ist, dass das Gedicht „avenidas“ an der Fassade einer Hochschule für Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung und Bildung im Kindesalter als nicht stimmig für die Außendarstellung der Hochschule erlebt wird, weil es ein nicht mehr zeitgemäßes, verobjektivierendes Geschlechterbild transportiert.
2. Die Tagungsteilnehmer_innen regen Studierende, Wissenschaftler_innen sowie die Fachorganisationen der Sozialen Arbeit dazu an:
a. aktiv Positionen zu formulieren, die Genderwissen als wissenschaftlich fundiertes Wissen fördern,
b. Argumentationen der Selbstbestimmung, gender-, queertheoretische und feministische Positionen zu unterstützen und sich dabei selbst zu stärken,
c. diese Positionen in den Hochschulen und der medialen Öffentlichkeit verstärkt zu formulieren.
3. Die Tagungsteilnehmenden setzen sich für die Freiheit der Wissenschaft, die Autonomie von Hochschule sowie die Freiheit der Kunst gleichermaßen ein.
a. Sie empfinden die Debatte um die Südfassade der ASH Berlin als überzogen in ihrer Heftigkeit, ihren Zuschreibungen und Wortwahlen.
b. Sie unterstützen alle Stimmen, die die Autonomie der Hochschule und die Freiheit der Kunst produktiv ins Gespräch bringen und ins Verhältnis setzen und zu produktiven Lösungen bei konfligierenden Interessenslagen kommen.
c. Sie rufen dazu auf, sich nicht nur im wissenschaftlichen Kontext, sondern auch in konflikthaft und streitbar geführten Debatten im öffentlichen Raum quellenkritisch zu informieren und eine faire, differenzierte Auseinandersetzung zu führen, die das Ziel verfolgt, zu produktiven, unterschiedliche Positionen einbeziehenden und weiterführenden Lösungen zu kommen.
Berlin, 23.2.2018
gez.
Sektion Forschung der DGSA
Fachgruppe Gender der DGSA