Aufmerksame Leser*innen des Tagungsprogramms der Jahrestagung der DGSA dürften es bereits entdeckt haben: Im April 2022 startet die DGSA ein eigenes Audioformat, welches fortan unter dem Titel „DGSA.podcast“ auf den gängigen Streaming-Plattformen verfügbar sein wird. Die Hosts des Podcasts werden die DGSA-Mitglieder Milena Konrad und Adrian Roeske sein, welche von nun an regelmäßig Personen aus Wissenschaft und Forschung Sozialer Arbeit vor das Mikrofon holen werden. Gemeinsam mit Prof. Dr. Christian Spatscheck aus dem Vorstand der DGSA bildet das Trio darüber hinaus die Podcast-Redaktion.
Nachdenkliches zum Aktionstag #4genderstudies am 18.12.2021
Ohne Frauen gäbe es keine Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Ohne Frauen gäbe es keine Forschung in der Sozialen Arbeit. Ohne Frauen gäbe es keine Soziale Arbeit, die an den konkreten Lebenslagen der Menschen ausgerichtet ist und darauf zielt, prekäre Lebensverhältnisse zu überwinden.
Dass vornehmlich Frauen die Professionalisierung Sozialer Arbeit initialisiert haben, gilt inzwischen wieder als Basiswissen Sozialer Arbeit. Aber wird die historisch enge Verbindung zwischen der Praxis Sozialer Arbeit (mit dem Ziel Lösung der Sozialen Frage) und Praxisforschung hinreichend thematisiert?
Nicht erst seit der Klimakrise wissen wir, dass die ökologischen Verhältnisse so geschädigt sind und werden, dass das Überleben des Planeten und damit der Menschheit auf dem Spiel stehen. Nicht allein die Temperatur des Planeten, sondern auch anderweitige existentielle Ressourcen wie Luft, Wasser, Böden, Pflanzen und Tiere sind aus dem Gleichgewicht. Dies schafft gesellschaftliche Beunruhigung und Angst, mobilisiert Protestbewegungen und ökologische Wissensentwicklung, und zwingt auch Politik zum Handeln. Auf zahlreichen Ebenen werden Maßnahmen ergriffen, um die ökologischen Schädigungen aufzuhalten und bestenfalls aufzuheben und die Umwelt vor weiteren Schädigungen erfolgreich zu schützen.
Gerahmt ist dies alles vor allem als umweltpolitische Agenda. Aber geht es hierbei nicht auch um zentrale care-politische Fragen?
Durch die Covid-19-Pandemie wurden und werden
das ‚Alter‘ und der Umgang mit älteren Menschen gesellschaftlich neu und anders
thematisiert – oder? Eine mittlerweile geläufige Formel lautet in etwa: ‚Corona
ist wie ein Brennglas, das bereits vorhandene soziale Problemlagen sichtbarer
macht bzw. verschärft‘. In Bezug auf die Wahrnehmung des Alters und die
Lebensbedingungen im Alter wurden aber nicht nur soziale Problemlagen
sichtbarer (hier z. B. Einsamkeit und soziale Isolation im Alter, vgl.
u. a. Nakao et al. 2021.; DVSG 2020),
sondern darüber hinaus auch Ambivalenzen und Dilemmata im gesellschaftlichen,
politischen und professionellen Umgang damit. Diese zeig(t)en sich in der
Corona-Pandemie insbesondere im Zusammenhang mit 1) Adressierungen des Alters,
2) Teilhabesituationen älterer Menschen, 3) Beziehungen zwischen den
Generationen und 4) Rahmenbedingungen professioneller Begleitung und Unterstützung
älterer Menschen. Doch welche Rolle spielte hierbei bislang die Soziale Arbeit?
Und welche Rolle könnte Soziale Arbeit in Kontexten des Alter(n)s zukünftig,
auch nach – den weiter andauernden Hochphasen – der Corona-Pandemie spielen?
Im April 2021 gründete sich die DGSA Fachgruppe Sozialökologische Transformation und Klimagerechtigkeit in der Sozialen Arbeit. Soziale Gerechtigkeit spielt in der Sozialen Arbeit seit jeher eine zentrale Rolle, doch wird zunehmend deutlich, dass jegliche Debatten um Gerechtigkeit nicht ohne Rekurs auch auf Klimagerechtigkeit geführt werden können. So sind Menschen, die über weniger Ressourcen verfügen, um sich, ihr soziales und ökologisches Umfeld zu schützen bzw. geschützt zu werden, deutlich vulnerabler hinsichtlich der sozialen und ökologischen Folgen, die durch die Klimakrisen und Umweltzerstörung ausgelöst werden. Die Fachgruppe denkt deshalb politische und aktivistische Arbeit explizit mit, etwa in Kooperation mit Sozialverbänden und Klimagerechtigkeitsgruppen. Zudem möchte sich die Fachgruppe an der Entwicklung von Visionen für menschen- und naturfreundliche, gesellschaftliche Regeneration und Transformation beteiligen.
Die non-professorale Wissenschaft organisiert sich als Fachgruppe in der DGSA.
Der
Sommer 2021 in den Sozialen Medien war für eine Weile durch den Hastag #IchBinHanna
geprägt. Als Reaktion auf ein Video des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung, das das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) erklären
sollte, äußerten sich tausende Wissenschaftler:innen kritisch zu den
Befristungsregelungen und prekären Arbeitsverhältnissen. Die Aktion, von Amrei
Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon initiiert, schaffte es bis zu einer Aktuellen
Stunde im Bundestag und erzeugt weiterhin Resonanz (Mehr Infos zu #IchbinHanna). Auch
Gewerkschaften, Berufsverbände und akademische Fachgesellschaften griffen die
Aktion auf – nachzulesen bspw. auch hier auf dem DGSA-Blog (Link zum
Beitrag von Claudia Steckelberg). Jedoch
ist unklar, wie es mit der Debatte weitergehen wird. Umso klarer ist dafür,
dass sich die non-professoralen Wissenschaftler:innen auch selbst(organisiert)
über ihre Lage verständigen müssen, um für verbesserte Arbeits- und
Qualifizierungsbedingungen an Hochschulen einzutreten. Das Hashtag war dabei
offensichtlich für viele Motivation und Anlass, ihre Lebens- und
Arbeitssituation mit der Community zu teilen und zu skandalisieren. Dabei wurde
durch die Sozialen Medien eine gewisse Erleichterung sichtbar, mit den
Auswirkungen hochschulpolitischer Strukturen und den sich aus diesen ergebenden
Ungewissheiten und Ängsten als sogenannter wissenschaftlicher „Nachwuchs” nicht
allein dazustehen. Allerdings gilt es, die angestoßenen Debatten nun auch in
der Tiefe zu führen und das kann je nach Disziplin anders aussehen.
Vor mittlerweile gut elf Wochen fand die trinationale Tagung der drei
wissenschaftlichen Fachgesellschaften OGSA, SGSA und DGSA mit gleich drei
Premieren statt: Zum ersten Mal länderübergreifend, zum ersten Mal digital und
zum ersten Mal während der Corona-Pandemie. Für mich war es auch eine Premiere,
zumindest in meiner neuen Funktion als Social-Media-Beauftragte der DGSA – 2018 war ich als dokumentierende Fotografin bei der DGSA-Tagung in
Hamburg dabei. 2019 in Stuttgart hinter der Filmkamera bei der Serie „30 Jahre
– 30 Köpfe“.
Ich möchte in diesem Beitrag einen kurzen Rückblick auf die Tagung aus meiner
Perspektive geben und mich gleichzeitig bei den Mitgliedern der DGSA
vorstellen.